Aktuell befasst sich die Professur mit drei zentralen Arbeitsgebieten, in denen aus je verschiedenen Perspektiven die Interdependenzen von Theater, Technologie und Gesellschaft in den Blick genommen werden:
Theater- und Technikgeschichte
Erforscht werden die historischen Berührungspunkte von Theater und Technologie. Dabei geht es nicht nur um Bühnentechnik im engeren Sinne als vielmehr um Fragen der grundsätzlichen Technizität von Theaterkunst und ihren Horizonten unter der technologischen Bedingtheit der Gegenwart. Der Schwerpunkt lag dabei bislang auf der Elektrifizierung des Theaters im ausgehenden 19. Jahrhundert und andererseits auf der Digitalisierung im beginnenden 21. Jahrhundert. Zentrale Bedeutung hatte das in zwei Phasen geförderte Projekt:
- Energien des Spektakels. Zur Theatralität der Elektrizität und der Elektrifizierung des Theaters, 1870-1930 (VolkswagenStiftung)
Gegenwärtig wird an der Ausformulierung der theoretischen wie methodischen Konsequenzen der Technikgeschichte für die Theaterhistoriographie gearbeitet und eine Initiative zur Vernetzung theatertechnischer Sammlungen gestartet . Eine internationale Konferenz ist für 2024 in Vorbereitung.
Praxeographie und Soziologie des Theaters
Im Vordergrund steht die Frage nach der Praxis und der Produktion von Theater, sowie den vielfältigen Formen des Wissen, die sich dabei begegnen. Angeregt u.a. von der ethnographisch Wissenschaftsforschung und der Akteur-Netzwerk-Theorie sind in den letzten Jahrzehnte neue Ansätze in der Soziologie der Kunst entstanden, die neue Perspektiven auf die Wechselwirkungen von Kunst und Gesellschaft entwickelt haben. Hier anschließend stellt sich auch die Frage nach der Verwobenheit des Theaters neu, insbesondere seines Betriebs und dessen Teilhabe an den künstlerischen Prozessen, die in den kommenden Jahren in einem DFG-Projekt untersucht werden:
- Die Kunst der Gewerke. Eine Praxeographie des Theaterapparats (DFG-Sachbeihilfe)
Mit zwei Promotionsstellen und assoziierten M.A.-Projekten wird das Ineinander von künstlerischen, technischen und administrativen Prozessen mit Hilfe von ethnographischen Strategien untersucht und methodisch reflektiert.
Digitale Epistemologie des Performativen
Das Digitale prägt aktuell nicht nur ästhetische wie institutionelle Diskussionen des Theaters, es hat u.a. in Form der Digital Humanitites auch weitgreifende epistemologische Konsequenzen für das Wissen vom Theater. Denn angesichts exponentiell wachsender Datenbestände und der einhergehenden Praktiken eröffnen sich nicht nur neue Möglichkeiten der Forschung, es ergeben sich auch zunehmend neue empirische, methodische wie theoretische Fragestellungen. Diese wurden bereits in einer international und interdisziplinär orientierten Panel-Serie ausgeleuchtet, die im kommenden Sommersemester fortgesetzt werden soll.
- Computational Methods for Theater Studies? (Panel Serie SoSe 2022)
Darüberhinaus wird aktuell die Mediathek des Instituts für Theaterwissenschaft an der LMU grundlegend überarbeitet und der das Projekt Mediatheken der Darstellende Künste vernetzen in der Steuerungsgruppe begleitet. Vor allen Dingen befinden aktuell zwei Forschungsanträge in Vorbereitung.