Zur Theatralität der Elektrizität und der Elektrifizierung des Theaters, 1870-1930
Gefördert von der
Projektleitung: Prof Dr. Ulf Otto
Mitarbeit: Dr. Miriam Höller
2012 – 2017 (1. Phase, Stiftung Universität Hildesheim)
2017 – 2020 (2. Phase, Ludwig-Maximilians-Universität München)
Die Elektrifizierung des Theaters um 1900 ist mehr als nur die Anwendung des Scheinwerfers auf die Szene. Mit dem Einzug der Ströme und Strahlen in Bühnenhaus und Zuschauerraum verändert sich grundlegend, wie Theater gemacht und gedacht wird. Von den alltäglichen Praktiken der Theaterarbeit bis hin zu den Diskursen der Theateravantgarden wird die industriell erzeugte und ingenieursmäßig kontrollierte Elektrizität wirksam. Der künstlerische Umbruch ist daher eng mit der kulturellen Durchsetzung des Elektrokonsums verbunden und steht im Kontext der Ausweitung des Nachtlebens in den Metropolen und des Arbeitsmarktes in den Peripherien. Sein Gegenüber hat er in den spektakulären Inszenierungen von Elektroingenieuren wie Tesla und Edison, die aus einer bis zu Aufklärung und Romantik zurückreichenden Tradition elektrischer Vorführungen hervorgehen. Ästhetik und Technik verhelfen sich in den Spektakeln des fin de siècle so gegenseitig zum Erfolg und konvergieren in einer Wiederverzauberung der Welt, die die Wirklichkeit der Produktion im Zeitalter fossiler Energien aufzuheben oder zumindest zu verschleiern verspricht.
Ziel des Projektes ist die Untersuchung der Verknüpfung von Elektrifizierung und Theatralkultur und damit einhergehend der Leitfrage nach dem Verhältnis von Technik und Ästhetik im Kontext industrieller Kultur. Erforscht wird daher erstens die Rolle der Verkörperungen von Elektrizität im Kontext der spektakulären Kultur des 19. Jahrhunderts; zweitens die Bedeutung von Elektrizität im Wandel der theatralen Ästhetiken und Programmatiken des 19. Jahrhunderts; sowie drittens die Rolle von Elektrizität als Mittel des Inszenierens und Regulierens in den Arbeitsprozessen des Theaters.
Mit der detailgenauen Rekonstruktion der Einführung von Elektrotechnik auf der Hinterbühne, ihrem Auftritt im Mittelpunkt der Ausstellungskultur des ausgehenden 19. Jahrhunderts und der langen Geschichte allegorischer und spektakulärer Verkörperungen der Elektrizität wird mit dieser Forschung eine neue Lesart der Theatergeschichte vorgeschlagen. Die Elektro-Ästhetik des Theaters wird als eine neue Ordnung der Sichtbarkeit beschrieben, die neu bestimmt, was gesehen werden kann und was nicht. Dabei tritt vor allem die Verbindung zu den Bemühungen der Moderne hervor, durch die Reformation von Hygiene und Kommunikation jene Wunden zu heilen, welche die industrielle Revolution der Gesellschaft geschlagen hatte.
Ergebnisse
- Internationale Fachtagung (An)ästhetiken der Elektrizität (2016)
- Fachaufsatz: …
- Monographie: Das Theater der Elektrizität (2020)
- Monographie: …
- Workshop: …