Matters of Urgency
15. Kongress der Gesellschaft für Theaterwissenschaft
Kunst und/als Intervention
Forum, 20. September 2022 Seminarzentrum Raum L113 Moderation: Doris Kolesch & Matthias Warstat
Fragen der Rolle und Relevanz des Theaters und der performativen Künste werden häufig als Anspruch auf gesellschaftliche Wirksamkeit formuliert: Aufführungen sollen – im Selbstverständnis vieler Theaterschaffenden und Performer*innen ebenso wie im Urteil zahlreicher Forschenden – soziale Prozesse verändern, sich in politischen Konfliktlagen positionieren oder in sie eingreifen und Öffentlichkeiten adressieren bzw. sie überhaupt erst (mit-)hervorbringen. Zur Beschreibung dieses Verhältnisses von (theatraler bzw. performativer) Kunst und Gesellschaft wird häufig der Begriff der Intervention verwendet. Das Panel möchte das Potential und die Reichweite des Interventionsbegriffes für Theater/Performance und Theaterwissenschaft erkunden. Dabei sollen folgende aktuelle Forschungsvorhaben und Veröffentlichungen vorgestellt werden und miteinander ins Gespräch kommen:
- Silke Felber: “Intervening (with) Smells” (Forschungsprojekt)
- Doris Kolesch: „Akustische Störungen. Postkoloniale und queere Potentiale sonischer Interventionen“ (Forschungsprojekt im Sfb „Intervenierende Künste“)
- Ulf Otto / Johanna Zorn: „Ästhetiken der Intervention: Ein- und Übergriffe im Regime des Theaters“ (Buchpublikation Berlin: Theater der Zeit 2022)
- Matthias Warstat: „Teilhabe und Dissoziation: Spannungen politischen Theaters im 20. Jahrhundert und in der Gegenwart“ (Forschungsprojekt im Sfb „Intervenierende Künste“)
20. bis 22. September 2022
Während die historisch informierte Aufführungspraxis in der Alten Musik und darüber hinaus inzwischen weit-gehend durchgesetzt ist, spielt die Idee der wissen-schaftlich fundierten Interpretation im Theater kaum eine Rolle. Zu flüchtig sei das Medium von der Anlage her, zu zeitspezifisch, zu wenig rekonstruierbar. Das Publikum von heute würde eine (in der Praxis unmögli-che) historisch akkurate Aufführung anders aufnehmen als die Zuschauenden der Uraufführung. Die Parame-ter der leiblichen Kopräsenz von Performenden und Zusehenden und die damit verbundene andauernde Feedbackschleife wären also grundlegend anders kon-stituiert.
Dennoch wurden der Einbezug von historischer Aus-sprache, Mimik und Gestik in die konzertante Auffüh-rung des Rheingold durch Concerto Köln unter der mu-sikalischen Leitung von Kent Nagano im November 2021 von Mitwirkenden, Besuchenden und Fachpresse sehr positiv beurteilt. Im nächsten Schritt stellt sich das Forschungsinstitut für Musiktheater (fimt) der Universi-tät Bayreuth im Rahmen des DFG-Erkenntnistransfer-projekts „Wagnergesang im 21. Jahrhundert – histo-risch informiert?“ in Kooperation mit Concerto Köln und Kent Nagano die Frage, ob sich die Fragestellungen der historisch informierten Aufführungspraxis auch auf eine voll-szenische Produktion anwenden ließen. Die-ser Frage soll im Rahmen der Konferenz Wagnerthea-ter! Historisch informiert? nachgegangen werden. In drei Sektionen (Reenactments als Methode von Thea-ter und Theaterwissenschaft, Historische Spiel-, Dekla-mations- und Gesangspraxis, Historische Ausstattung) diskutieren Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis die Potenziale und Grenzen eines solchen Experi-ments.
Interessierte sind herzlich willkommen, die Konferenz zu besuchen. Der Eintritt ist kostenlos.
Das Programm sowie weitere Informationen finden Sie im Flyer: Hier herunterladen.
Theatre Studies and Intermediality @ LMU Munich